Es ist ein kleiner, zäher und genügsamer Bursche, das Heidekraut. Es ist vor allem bekannt von der Lüneburger Heide, wo es leuchtend rosa grüne Teppiche ausbildet. Auch bei uns ist es über den ganzen Schwarzwald verbreitet und jetzt im August mit seinen rosa Blüten gut zu entdecken.
Das gewöhnliche Heidekraut ist ein Zwergstrauch und wird nur 20 – 80 cm hoch. An den Ästen sitzen schuppenartige, grüne Blättchen, die auch im Winter nicht abgeworfen werden. Somit zählt das gewöhnliche Heidekraut zu den immergrünen Sträuchern und ist als Zuchtform auf Friedhöfen als beliebte Zierpflanze zu finden. Es hat meist eine gebogene Wuchsform und blüht in unterschiedlichen rosarötlichen Tönen mit vielen, kleinen nickenden Blüten an einem Ast von August bis Oktober.
Durch seine tiefen Wurzeln ist das Heidekraut gut an Trockenheit angepasst, kann aber selbst an sehr feuchten Stellen und auf nährstoffarmen sandigen Böden bis hin zu Moorrändern überleben. Daher ist es in fast ganz Europa zu finden.
Es wundert also nicht, dass es früher viele verschiedene Nutzungen für den robusten kleinen Strauch gab, der dort wächst, wo sonst vieles nicht wachsen kann. Vom Besenreisig hat es seinen anderen Namen „Besenheide“ bekommen. Daneben wurde es als Futtermittel im Winter für Schafe und Rotwild verwendet oder auch als Brennmaterial und Stalleinstreu. In der Gerberei war das Heidekraut durch den hohen Gerbstoffanteil beliebt. Wollte man Wolle in gelb und grün Tönen färben, konnte man das blühende Heidekraut auch als Färbemittel verwenden. Auch als Heilpflanze wurde es genutzt. Aus den Blüten wird Tee hergestellt, der eine nieren- und blasenreinigende Wirkung besitzt und gar blutreinigend wirken soll.
Durch diese vielfältigen Nutzungen entstanden ökologisch und kulturell wertvolle Heidelandschaften, die heute mit landschaftspflegerischen Maßnahmen mühsam erhalten werden. Die Lüneburger Heide zum Beispiel wird heute u. a. durch gezieltes Abbrennen erhalten. Sie ist durch die „Plaggenwirtschaft“ entstanden, in der man die Heideplaggen, die oberste Bodenschicht samt Heidekraut, entfernte und verwendete. Dies verjüngte die Heide, sodass neues, kräftiges Heidekraut nachwachsen konnte. Auch im Nordschwarzwald gibt es solch eine besondere Landschaft: die „Grinden“. Diese Bergheiden bildeten sich auf den obersten Bergkuppen nach Waldrodung und intensiver Weidenutzung aus. Sie machen 3% des Nationalparks Schwarzwald aus und werden von Pfeifengras, Rasenbinse und Heidekraut dominiert. Für manch bedrohte Art (z.B. Kreuzotter) sind sie ein wichtiger Lebensraum.
Schwarzwaldverein, 20.8.2020 1